Handelndes Lernen
Theoretische Herleitung
Die Jugendlichen sollten sich eigenständig und explorativ mit digitalen Technologien beschäftigen. Es sollte experimentelle Phasen geben, in denen die Jugendliche sich ohne konkretes Ziel ausprobieren können. In der aktiven Auseinandersetzung mit dem Gegenstand in einer offenen Lernumgebung eignen sie sich ihren Bedarfen nach dem Umgang mit Technologie an und machen dabei eigenständig Lernerfahrungen (Schell 2005; Schell 2013; Fromme 2013; Demmler/Rösch 2014; Schön et al. 2016; Schön et al. 2019). Der grundsätzlich offene und explorative Lernprozess wird begleitet durch pädagogische Fachkräfte und ist gerahmt durch klar formulierte Zielvorstellungen. Das Festlegen von (Zwischen-)Zielen und Ergebnissen ermöglicht das Wahrnehmen eines strukturierten planmäßigen Prozesses. Zugleich muss immer zwischen der Eigenmotivation der Teilnehmenden und der realistischen Umsetzbarkeit im Projekt abgewogen werden. Dabei sollte grundsätzlich eine konstruktive Fehlerkultur vorherrschen (Schäfer/Lojewski 2007; Kutscher et al. 2009; Niesyto 2010). Selbst erstellte Produkte und selbsttätige Prozesse ermöglichen Erfolgserlebnisse, bestärken Selbstwirksamkeitserwartungen, und damit auch zukünftige Handlungsmotivation in den jeweiligen Bereichen. In Präsentationsformaten können die Jugendlichen ihre (Zwischen-)Ergebnisse vorstellen und als selbst erarbeitete Erfolge wahrnehmen (Kutscher et al. 2009; Demmler/Rösch 2014; Schön et al. 2016; Schön et al. 2019).
Eindrücke aus der Praxis
Das Ermöglichen eines selbstständigen und explorativen aktiven Auseinandersetzens mit Technik ist für Fachkräfte von großer Bedeutung für ihre pädagogische Arbeit. Im Sinne des Prinzips des Handelnden Lernens, sollen die Teilnehmenden möglichst viel selbst machen und ausprobieren, ohne dass vorher umfangreiches Wissen vermittelt wird. Dabei wird auf eine konstruktive Fehlerkultur geachtet: Die Teilnehmenden sollen Fehler machen können und dann daraus lernen. Im Besten Fall erfahren Jugendliche dadurch eigenständig Selbstwirksamkeit. Allerdings müssen sie im Prozess auch von den Fachkräften begleitet werden. Das Abwägen zwischen einer grundsätzlich möglichst offenen Lernumgebung und der einzelnen Betreuung fällt den Fachkräften nicht immer leicht. Sie verfolgen unterschiedliche Wege, um hier die richtige Balance zu finden. Zum einen wird Teilnehmenden zu Anfang des Angebots ein Input zu einem bestimmten Thema oder eine Erklärung zu einer bestimmten Technologie gegeben. Danach arbeiten die Teilnehmenden eigenständig an ihren Projekten. Zum anderen wird von Anfang an eine sehr offene Lernumgebung geschaffen, wobei Fachkräfte nur bei Bedarf Hilfestellungen geben. Fachkräfte reflektieren in diesem Zusammenhang auch den institutionellen Kontext der Schule. Während im Unterricht grundsätzlich strukturiert und mit klaren Zielvorstellungen gearbeitet wird, ermöglicht das Arbeiten in den Angeboten der Fachkräfte oftmals ein freieres Vorgehen. Sie schätzen es auch, dass in ihren Angeboten, im Vergleich zum sonstigen Unterricht, ein anderer Mindset bei den Teilnehmenden herrscht. Allerdings sind die Angebote durch die manchmal enge Anbindung an den Schulkontext auch teilweise in ihrer Offenheit stark begrenzt. Eine Schwierigkeit bei der Umsetzung des Prinzips des Handelnden Lernens stellen die unterschiedlichen Betreuungsbedarfe der Teilnehmenden dar. Manche Teilnehmende brauchen eine klarere Struktur, während andere eher eigenverantwortlich arbeiten können. Ein Potenzial bietet hier die Arbeit in Gruppen und das Peer-Learning.